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04.07.2025

Unter Tage

Geschichtsexkursion in den Goldbacher Stollen

Am Morgen des 3. Juli 2025 stiegen rund 50 Schülerinnen der elften Klassenstufe gemeinsam mit drei Lehrkräften in die Tiefen (und Weiten) des Goldbacher Stollens nahe Überlingen hinab und ließen sich dabei von Sabine Müller vom Verein Gedenkstätte Goldbacher Stollen in eine wahrlich eigene Welt entführen.

Eine Menge Dinge beeindruckten die Jugendlichen unter Tage, allein ganz grundsätzlich: Wer rechnet schon mit einem rund 4,5 Kilometer langen Tunnelsystem hinter einem einfachen Eisentor in der Oberen Bahnhofstraße in Überlingen? Oder: Wer erwartet in der aktuellen brütenden Sommerhitze plötzlich beständige Temperaturen um die 14 Grad Celsius? Und nicht zuletzt wird sicher ein Gedanke gewesen sein, wie froh man plötzlich um das Handylicht ist, um in den verwinkelten Gängen, aus denen man alleine wohl nicht mehr so einfach hinausfände, etwas sehen zu können.

Äußerst kompetent führte Sabine Müller durch die beeindruckend langen und zumeist hohen Gänge, erläuterte dabei die Hintergründe und Vorteile des Stollenbaus zwischen Oktober 1944 und April 1945 unter Bezugnahme auf die durch die Friedrichshafener „Zeppelin-Unternehmen" Dornier, ZF und Maybach produzierten Rüstungsgüter, erklärte, wie die rund 800 eingesetzten Häftlinge des Außenlagers bei Aufkirch – aus dem Konzentrationslager Dachau geholt – unter schwersten Bedingungen dem Molasse-Felsen Meter für Meter abringen konnten, zeigte illustrativ eine benutzte Lore sowie das des slowenischen Künstlers und Überlebenden Boris Kobe gestaltete Lager-Tarockspiel und legte schließlich mehrere menschliche Schicksale im Kontext des Stollens eindrucksvoll dar, u.a. den erfolgreichen Fluchtversuch des Österreichers Adam Puntschart und des Ukrainers Wassili Sklarenko aus dem Stollen, bei dessen Bau insgesamt 243 KZ-Häftlinge ihr Leben ließen, von denen 97 auf dem KZ-Friedhof Birnau begraben sind.

Ein bisschen froh waren dann aber auch wieder alle, am Ende wieder ans Tageslicht und in die wärmende Sonne zurückzukehren. Großer Dank gebührt Frau Sabine Müller für die großartige Führung, die nachhaltig Eindruck hinterließ und sicher noch diverse Walder Klassen zum Stollen führen wird!

Fotos und Text: André Kiefer; ein Foto wurde der Bundeszentrale für politische Bildung entnommen.

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