Logo Klosterwald Menü Außenansicht mit See – Kloster Wald – Gymnasium – Intenat – Lehrwerkstätten
10.03.2025

Spiegel Gottes

Aschegottesdienst in der Klosterkirche St. Bernhard in Wald

Aus den Fasnachtsferien kommend, stellte der von Schulseelsorgerin Andrea Wahl und ihrer Religionskollegin Tina Klaiber konzipierte und durchgeführte Aschegottesdienst einen willkommenen, schönen Wiedereinstieg in den Schulalltag dar.

Bereits zu Anfang erfolgte der Verweis auf die vierzigtägige Fastenzeit, in der es darum geht, auf sich zu schauen. Anhand des Motivs des Fernrohrs und des Spiegels – andere Personen sehen, sich selbst sehen – und illustrierenden Unterrichtssituationen zeigte sich jedoch, dass es, egal in welchem Alter, nur in wenigen Fällen gelingt, positiv oder wenigstens wertfrei auf sich zu schauen. Zu präsent sind die Erwartungen und Urteile der anderen, die einen sehen.

Und hieran dockte die nachfolgende Predigt an. Mehrere freiwillige Schülerinnen blickten zunächst in den aufgebauten Spiegel, die Antworten fielen denkbar unterschiedlich aus („Ich sehe lange Haare", „Da ist eine junge Frau", ...). In der Folge wurde der Spiegel mit Post-Its voller „klassischer" Urteile und Erwartungen, die weitere Freiwillige beschrifteten, angereichert. Schulseelsorgerin Andrea Wahl hatte überall in der Kirche diese markanten Halbsätze wie „Du Streberin!" oder „Du wirst dein Abitur sowieso niemals schaffen" mittels Mikrofon eingefangen. Die Folge war, dass man sich im Spiegel voller Post-Its wortwörtlich kaum mehr selbst sehen konnte.

Die Fastenzeit biete nun einen willkommenen Anlass, dieses ungute Verhalten zu reflektieren und anzupassen. Gemäß des 2. Korintherbriefs sind wir alle nämlich Spiegel Gottes und sehen all das Herrliche, was er in uns gelegt hat, in uns. Und aus dieser bestärkenden, zusagenden Message sollten wir die Kraft schöpfen, mehr auf uns selbst zu blicken, uns nicht von den Meinungen anderer beeinflussen lassen, aber auch diese selbst nicht bewerten. Die Liedzeilen „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen, und neu beginnen, ganz neu, ..." untermalten dies auf schöne Art und Weise.

Zum Abschluss des feierlichen Gottesdienstes wurden keine Fürbitten gesprochen, sondern ein jeder und eine jede brachte sein(e) Anliegen vor Gott und „erhielt" ein Aschekreuz auf die Stirn oder in die Haare. Worte der Schriftstellerin Hilde Domin dienten schließlich als Segen. Danach strömten die Schülerinnen wieder in die Unterrichtsräume zurück und die „normale" Schule setzte wieder ein – mit dem Unterschied, dass jede(r) in Zukunft wohl etwas aufmerksamer in den Spiegel schaut.

Danke gebührt Andrea Wahl und Tina Klaiber für die Planung und Leitung des schönen Gottesdienstes sowie Alexander Schlegel an der Orgel für seine ebenso schöne Begleitung desselben.

Text und Bilder: André Kiefer

zurück
powered by webEdition CMS