Mutig sein - wie Lioba!

Festtag zu Ehren der Heiligen Lioba
Von ihnen 1946 gegründet, umfasst der starke Einfluss der Benediktinerinnen der Heiligen Lioba die Heimschule Kloster Wald nun schon fast achtzig Jahre. Kein Wunder, dass der 28. September, der Gedenktag dieser starken und vor allem mutigen Frau, einen wichtigen Tag im Schuljahreskalender darstellt! Da der 28. September in diesem Jahr aber auf einen Sonntag fällt, wurde eben zwei Tage eher ein schöner, vielfältiger Projekttag von Schulseelsorgerin Andrea Wahl auf die Beine gestellt.
Am Morgen startete die Schulgemeinschaft in der Pfarrkirche St. Bernhard mit einem Lied in diesen besonderen Tag. „Einfach spitze, dass du da bist", zum Nachmachen gestisch von Lehrerin Magdalena Vallendar und einigen Viertklässlerinnen unterstützt, bildete einen heiteren Auftakt. Es folgte ein Gebet und eine kleine Rede zur Heiligen Lioba, welche in den folgenden Impulsfragen mündete: Wer ist mutig? Wo bin ich mutig? Was lässt mich zweifeln? Wo finde ich neue Kraft? Wer oder was gibt mir Halt? Darüber dachten die Schüler:innen und ihre Lehrer:innen nach, während das Orchester unter Leitung von Gudrun Hafner sein gelungenes „Mutstück" präsentierte.
Eine Lesung aus dem Buch Josua im Alten Testament, vorgetragenen von mehreren Schüler:innen, griff den inhaltlichen Faden wieder auf. Das Thema Mut zieht sich nämlich durch das Buch Josua, sowohl in der Erzählung selbst als auch in den Botschaften, die Gott Josua und dem Volk mitgibt. Beispielsweise sagt Gott zu Josua direkt am Anfang (Jos 1,6-9) mehrmals: „Sei stark und mutig." Nach dem zweiten Lied „Wenn einer sagt, ich mag dich du" erfolgte dann auch die Übertragung auf Lioba, indem deren Biografie in Grundzügen dargestellt wurde:
Lioba war eine angelsächsische Adelige, die in einem südenglischen Kloster erzogen und Nonne wurde. Schon früh zeigte sich ihre Gelehrsamkeit und Frömmigkeit. Der Missionar Bonifatius, Apostel der Deutschen, lernte sie kennen und bat sie, ihm bei der Missionierung in Germanien zu helfen. Lioba folgte mutig seinem Ruf. Sie verließ ihre Heimat für den Dienst Gottes in einem fremden Land. Dort stand Lioba in enger Verbindung mit Karl dem Großen, an dessen Königshof sie hoch angesehen war. Karl der Große selbst hielt sie in Ehren und besuchte sie. Er respektierte sie als geistliche Ratgeberin, was zeigt, dass sie eine Frau mit außergewöhnlicher Autorität war. Eine Legende berichtet, dass bei Liobas Tod ein roter Faden aus ihrem Mund herausgekommen sei. Dies wurde gedeutet als Zeichen ihrer starken Verbindung mit Gott – so wie ein Faden, der Himmel und Erde verbindet. Der rote Faden symbolisiert aber auch ihr beständiges Beten und Reden von Christus, das ihr Leben durchzog.
Lioba wurde erst in Schornsheim beerdigt, später aber nach Fulda überführt. Ihr dortiges Grab wurde ein Wallfahrtsort und sie gilt bis heute als eine der großen Frauengestalten des frühen deutschen Christentums. Wir sehen: Das Leben der Heiligen Lioba ist vor allem von Mut geprägt, aber auch Treue und geistlicher Stärke. Daran knüpfte Andrea Wahl an: Mut bestehe zwar nur aus drei Buchstaben, brauche aber viel Kraft; und jeder habe diese Kraft in sich, weil er oder sie von Gott geliebt werde.
Mit der Vorstellung der Referent:innen Susanne Spiess (Berufungspastoral spirituelle Bildung), Miriam Röwekamp (Studierende), Heike Willmann (Frauenpastoral Sex & Gender), Thurid Brümmel (Theologische Weiterbildung Bibliolog, Seelsorge für Seelsorgende), Steffi Birkle, Simon Bäurer und Moritz Lauck (alle Jugendreferent:innen des Dekanats Sigmaringen-Meßkirch), die gewissermaßen den Mut aufbrachten, sich den Mädchen in den nachfolgenden Workshops zu stellen, und einem Abschlusssegen endete Teil eins des Gottesdienstes.
Es folgten diverse Workshops zu vielen „Mutthemen", darunter die Gestaltung von „Mutsteinen", das Knüpfen schöner „Mutbändchen" oder „Mutraumfänger", kreatives Austoben bei „Mutbildern" mit Washitape, ein „Mutspaziergang" im Ort, „Muthandlettering", „Mutbuchzeichen" und sehr Vieles mehr. Mit großer Detailliebe und viel organisatorischem Geschick hatte Andrea Wahl alle Materialien in den jeweiligen Räumen bereitgestellt und so für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Die Ergebnisse konnten sich überaus sehen lassen.
Nach Genuss der allseits beliebten und bekannten „Liobaschiffchen", die die Mitarbeitenden der Küche am Vormittag zubereitet hatten, startete ab 11.45 Uhr der zweite und letzte Teil des Gottesdienstes, bei dem zunächst zwei Schülerinnen das Thema Mut in Form von Fürbitten vor Gott brachten. Es folgte das Vaterunser und dann eine ganze Reihe von Danksagungen: an Gudrun Hafner für ihren Einsatz im Orchester, an Hausmeister Alexander Schlegel an der Orgel, an die Küche für die leckeren Schiffchen und natürlich an die Walder Mesnerin Susanne Kuhn sowie die Referent:innen für ihren Einsatz. Das Abschlusslied „Gottes guter Segen sei mit euch" sowie der Segen selbst rundeten diesen tollen, sehr vielfältigen Projekttag gelungen ab.
Text: André Kiefer
Fotos: André Kiefer, Bianca Rauschenberger-Großmann, Dr. Jürgen Huber, Ines Schramm, Andrea Wahl