KI - Dummschwätzer oder Gamechanger?
Künstliche Intelligenz – "gamechanger" oder Dummschwätzer? Mit Fragen wie dieser und vielen weiteren setzten sich rund 200 Schüler und Schülerinnen fast aller Schulen der Schulstiftung Freiburg im Rahmen der AI Horizon Kick-Off Veranstaltung in Freiburg an den St. Ursula Schulen Wiehre am 27. September auseinander.
Ein Tagesbericht unseres AG-Mitglieds Rebecca Riedißer.
Gemeinsam mit den drei Lehrkräften, Frau Fischer-Weiß, Frau Kokot und Herrn Stahl brachen wir früh morgens nach Freiburg auf. Während die einen nach der Ankunft bereits ins Gespräch kamen, wandten sich die anderen den kulinarischen Angeboten zu. Wer kann zu Brezeln schon nein sagen?
Nach der offiziellen Begrüßung und einer gelungenen Anmoderation begann Michael Brenner (Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung) mit seinem Vortrag. Der Einstieg war besonders interessant, da auch für uns Schüler/-innen relevante Aspekte behandelt wurden, wie zum Beispiel Perspektiven aus unterschiedlichen Bereichen auf KI. Beispielsweise ob diese zu massiver Arbeitslosigkeit führen wird und die Frage, wieso wir selbst noch Gleichungen lösen und Texte schreiben sollen, anstatt die (vermeintlich) besseren Anwendungen Photomath und ChatGPT zu nutzen. Um zumindest die letzte, für Lernende oft wichtigste Frage teilweise zu beantworten: Weil ChatGPT selbst keine Ahnung hat! Die generierte Antwort der KI ist nämlich nicht möglichst richtig, sondern möglichst wahrscheinlich. Sie stammt nicht einmal von der Anwendung selbst, sondern kann aus jeder beliebigen Internetquelle stammen. Sucht man beispielsweise eine Gedichtinterpretation von „Der Narr im Hühnerstall" von Goethe, erhält man von der KI eine ausführliche Interpretation, die in sich schlüssig und tiefgehend erscheint. Das beeindruckt und stellt zufrieden – wäre das Gedicht nur nicht fiktiv!
Im Anschluss durften sich die Schüler/-innen in Kleingruppen Problemstellungen, sogenannte „Use-Cases", überlegen und ausformulieren. Neben der Arbeit fand in vielen Gruppen auch ein Austausch der Kontakte statt. Parallel dazu kamen die Lehrkräfte nicht nur miteinander ins Gespräch, sondern bekamen auch einen Ausblick auf die Unterrichtsgestaltung mit KI. In beiden Gruppen galt es, zu netzwerken, sich auszutauschen und gemeinsame Ideen und Perspektiven zu entwickeln.
Ein gemeinsames Gruppenfoto durfte nach der aktiven Arbeitsphase natürlich nicht fehlen.
Nach einer leckeren Stärkung folgte im Nachmittagsteil Professor Dr. Paul Lukowicz (Deutsches Forschungszentrum für künstliche Intelligenz) mit seinem Vortrag. Er erklärte uns nicht nur verschiedene Anwendungsbeispiele von KI im Beruf, sondern gab uns einen Einstieg in die Funktionsweise von KI. Somit erfuhren wir auch, dass sich KI unter anderem von Bildern, die mit zufälligen Pixeln überlagert wurden - die uns Menschen gar nicht auffallen - leicht täuschen lässt. Ebenfalls wurde uns verdeutlicht, dass KI selbst gar nicht voreingenommen ist, sondern einen Spiegel unserer voreingenommenen Gesellschaft bildet, was uns ziemlich überraschte. Wenn KI Antworten also Vorurteile enthalten, liegt das daran, dass bereits die Quellen, aus der die KI „gelernt hat", diese Vorurteile beinhalten.
Der letzte Vortrag wurde von Professor Dr. Hannah Bast (Universität Freiburg) gehalten. Sie gab uns einen tieferen Einblick in die Funktionsweise von KI und deren Modulen. Begriffe wie neuronales Netzwerk, LLM (large language model) sowie das Verständnis, wie Input zu Output wird und wie Output den späteren Output wiederum beeinflusst, wurden uns nach und nach immer klarer. Nachdem wir die Funktionsweise im Großen und Ganzen verstanden haben, konnten wir schließlich auch verstehen, wie KI die Ergebnisse erstellte.
Abschließend durften Schüler/-innen sowie Lehrkräfte den drei Referent/innen im Plenum Fragen stellen, was bis zum Ende der Veranstaltung auch getan wurde.
Nach diesem ereignisreichen und von Informationen gefüllten Tag fuhren wir zurück nach Wald. Einerseits etwas platt von den vielen Eindrücken, andererseits auch neugierig darauf, sich intensiver mit dem Thema KI auseinanderzusetzen. In diesem Sinne freuen wir uns nicht nur auf die kommenden Nachmittage mit der KI-AG, sondern sind auch gespannt, was die nächsten Veranstaltungen für uns bereithalten.
Weiterführende Informationen
Bildung trifft Zukunft: Das Projekt „AI Horizon" eröffnet Schülerinnen und Schülern neue Ermöglichungsräume
Ab dem Schuljahr 2024/25 haben Schülerinnen und Schüler der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg die Möglichkeit, sich im Projekt „AI Horizon" intensiv und kritisch mit den Chancen und Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz auseinanderzusetzen. In „AI Horizon" begleiten die Schulen der Schulstiftung gemeinsam mit dem Zentrum für Ignatianische Pädagogik Ludwigshafen (ZIP) und der Katholischen Akademie Freiburg junge Lernende in Seminarkursen und Arbeitsgemeinschaften bei ihrer ethischen Reflexion über die Anwendung und Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz. In Zeiten, in denen Technologien wie ChatGPT die öffentliche Diskussion dominieren, ist es für die Schulen der Schulstiftung unerlässlich, die heranwachsende Generation auf diese Veränderungen vorzubereiten.
In enger Zusammenarbeit mit dem Tech for Social Impact-Team von Microsoft entwickelt die Schulstiftung eine eigene KI-Infrastruktur, um das transformative Potenzial der Künstlichen Intelligenz datenschutzkonform in den Bildungsbereich zu integrieren. Das Projekt wird von einer neu gegründeten Forschungsgruppe begleitet, die in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität München an der Entwicklung eines „Responsible AI Frameworks" für den Bildungsbereich arbeitet.
https://www.schulstiftung-freiburg.de/eip/pages/digitalisierung.php
Text von Rebecca Riedißer und Ramona Fischer-Weiß (Ergänzungen), die weiterführenden Informationen wurden aus der Pressemitteilung der St. Ursula Schulen nach Freigabe von Joachim Nebel entnommen.
Bilder von Ramona Fischer-Weiß/ Pressefotos AI Horizon
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